Bauhaus in Berlin – 100 Jahre Klassische Moderne

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Das Bauhaus in Berlin bestand nur ein Jahr. Nach dem Umzug von Dessau 1932 wurde es von den Nationalsozialisten 1933 geschlossen. 14 Jahre zuvor hatte der Architekt Walter Gropius die avangardistische Kunstschule 1919 in Weimar aus der Taufe gehoben.  Nach dem Ersten Weltkrieg galt es neue Wege zu beschreiten. Ob in Kunst, Architektur oder Handwerk, im Bauhaus wurden neue Ideen ausprobiert und realisiert. Heute bilden die Arbeiten der Bauhausschüler die Klassische Moderne. Eine Spurensuche zum Bauhaus-Jubiläum in der Spreemetropole.

Weniger ist mehr: Charakter ohne Zierrat

In vielen Wohnsiedlungen, die nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin entstanden, um die Wohnungsnot zu lindern, findet sich Gestaltungsgrundsätze des Bauhauses wieder. Statt nutzlosem Stuck, Schnörkel oder anderem Zierrat setzten die Künstler des Bauhauses auf einfache Formen, die der Funktion dienen. Das gilt für die Architektur im Besonderen. Nach den üppigen Verzierungen des Jugendstils und dem überladenen Zierrat der Gründerzeit setzt die damals avantgardistische Architektur so gut wie keine Schmuckelemente ein. Dennoch verleihen beispielsweise Fenster oder Türeingänge den Häusern ihren besonderen Charakter.

Hufeisensiedlung, Weiße Stadt und Schillerpark

Zu den wichtigsten Bauwerken von Bauhausarchitekten gehört die Hufeisensiedlung im Berliner Bezirk Neukölln. Bruno Taut baute die ungewöhnliche Wohnsiedlung rund um den Hufeisenteich zwischen 1925 und 1933. Sie zählt inzwischen zum UNESCO-Welterbe. Auch die Großsiedlung Siemensstadt an der Bezirksgrenze zu Charlottenburg und Spandau ist eine der sechs Siedlungen, die von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. Die Mitglieder der Architektenvereinigung „Ring“ entwarfen die Häuser für die Arbeiter der Firma Siemens. Die Häuser sind nicht mehr als Block angeordnet, sondern in Zeilen. So bekommen alle Wohnungen viel Licht.

Die Weiße Stadt war eines der größten Bauprojekten der 1920er-Jahre in Berlin. Erbaut wurde die Siedlung mit den markanten Torhäuser und einem Straßenüberbau von 1929 bis 1931. Seit 2008 gehört sie genauso zum UNESCO-Welterbe wie die Siedlung Schillerpark in Wedding, die Wohnsiedlung Carl Legien in Prenzlauer Berg und die Gartenstadt Falkenberg. Wegen ihrer bunten Fassaden wird die Gartenstadt auch Tuschkastensiedlung genannt.

Typisch Bauhaus

Typisch Bauhaus sind in Berlin beispielsweise die Kantgaragen (Kantstraße 126-127) oder das Wohnhaus von Mies van der Rohe in Hohenschönhausen. Die Waldsiedlung Zehlendorf stammt ebenfalls aus der Feder des Architekten Bruno Taut. Die Häuser rund um die U-Bahnhof Onkel Toms Hütte enstanden zwischen 1926 und 1931. Ein typisches Gestaltungsmerkmal von Taut sind Farben. So erhielten die Häuser einen farbigen Anstrich. Die Ostfassaden erstrahlen in Gelb und Grün, die Fassaden in Westrichtung sind braun oder Bordeauxrot. Deswegen erhielt die Waldsiedlung auch den Spitznamen Papageiensiedlung.

Ausstellungen in Berlin zum Bauhaus-Jubiläum

Natürlich sollte ein Besuch des Bauhaus-Archiv nicht fehlen, wenn man sich auf Spurensuche begibt. Leider ist das Museum wegen Umbau geschlossen. Als Ersatz dient „the emporary bauhaus archiv“ an der Knesebeckstraße 1-2 in Charlottenburg. Geöffnet ist das Museum für Gestaltung dort Mo-Sa von 10-18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ersatzweise beleuchten mehrere Museen unterschiedliche Aspekte der Kunstrichtung. Das Haus der Kulturen der Welt untersucht unter dem Titel „Bauhaus imaginista: Still Undead“ die internationalen Verflechtungen (John-Forster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin; bis 10. Juni Mi-Mo 11-19 Uhr; Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 7 Euro). Um „Bauhaus und die Fotografie“ geht es bis zum 25. August in der Helmut Newton Stiftung (Jebenstraße 2, 10623 Berlin; Di-So 11-19 Uhr, Do bis 20 Uhr; Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro). Die große Jubiläumsausstellung zum Thema „original bauhaus“ eröffnet am 6. September in der Berlinischen Galerie  (Alte Jakobstraße 124, 10969 Berlin; Öffnungszeiten: bis 21. Januar 2020 Mi-Mo 10-18 Uhr).

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