In das Mies van der Rohe Haus am Obersee würden viel Menschen am liebsten sofort einziehen. Das L-förmige Gebäude mit seinen lichtdurchfluteten Räumen besticht durch seinen eleganten Minimalismus. Es ist das letzte Wohnhaus, das der Architekt und Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe in Deutschland errichtete, ehe er 1938 das Land verließ.
Elegantes Haus mit viel Licht
Das Gebäude besteht aus zwei Flügeln, die L-förmig aneinanderstoßen. Die beiden großen Räume haben Fenster von der Decke bis zum Boden. Dadurch fällt viel Licht in die Räume. Gleichzeitig blicken Hausbewohner auf den Obersee bzw. auf den Innenhof, der durch die beiden Wohnflügel gebildet wird. Küche und Bad befinden sich auf der Nordseite. Gerade die Schlichtheit des Baus verschafft ihm besondere Eleganz. Wer mehr über die architektonischen Ideen von Mies van der Rohe erfahren will, sollte an der Führungen teilnehmen, die jeden ersten Sonntag im Monat um 11.30 Uhr erfolgt (Anmeldung unter info@miesvanderrohehaus.de).
Haus als Kantine und Wäscherei missbraucht
Das Ehepaar Martha und Karl Lemke beauftragten 1932 Mies van der Rohe auf dem Doppelgrundstück direkt am Obersee ein modernes Wohnhaus zu errichten. Das für damalige Zeiten ultramoderne Gebäude ist außen mit roten Backsteinen verkleidet. Mies van der Rohe und seine Partnerin Lilly Reich entwarfen für das Haus außerdem passende Möbel. Einige von ihnen sind inzwischen im Kunstgewerbemuseum zu finden. Die Lemkes mussten das Haus nach Kriegsende 1945 räumen. Die sowjetische Militärverwaltung besetzte 300 Häuser der Villenkolonie und das Gebiet rund um den Oranke- und Obersee wurde militärisches Sperrgebiet. Das Haus wurde als Garage und Abstellraum zweckentfremdet. Nach dem Auszug der Sowjets übernahm das Ministerium für Staatssicherheit viele Villen der Kolonie. Alexander Schalck-Golodkowski und Erich Mielke wohnten dort. Das Lemke-Haus diente zeitweilige als Kantine und Wäscherei. Nach der Wende gelangte das Areal in Bezirkshand. Anfang der 2000er-Jahre erfolgte die Sanierung von Haus und Garten. Seitdem ist das Haus gleichzeitig Ausstellungsraum für moderne Kunst.
Papageien-Taucher-Info/Tipp
Oberseestraße 60, 13503 Berlin Hohenschönhausen; Telefon: +49(0)30 97000618; Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr; der Eintritt ist frei
Anfahrt: Tramlinie 27 oder M 4 bis Fauler See
Tipp: Es lohnt sich, einen Spaziergang um den Ober- und Orankesee zu machen. In den neuen Seeterrassen am Orankesee kann man einkehren.