Weiße Stadt – modernes Bauen vor 90 Jahren

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Die Weiße Stadt ist eine Wohnsiedlung im Norden Berlins. Sie entstand in Zeiten knapper Kassen nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 1929 und 1931 in Reinickendorf. Das Ensemble ist ein Beispiel für die Architektur der Berliner Moderne. Zusammen mit fünf anderen Siedlungen, die die Berliner Moderne charakterisieren, gehört die Anlage seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Weiße Stadt hat ein eigenes Fernheizwerk

Wer heute durch die Weiße Stadt schlendert, ist nicht sonderlich erstaunt. Ende der 1920er-Jahre waren solche Häuser jedoch ein Novum. Ohne jegliche Verzierung in strahlendem Weiß bilden einzig Fenster und Treppenhäuser Ankerpunkte, die das Auge des Betrachters anziehen. Der Mittelpunkt der Siedlung liegt an der Kreuzung Aroser Allee Emmentaler Straße. Zwei sogenannte Torbauten von dem Architekten Bruno Ahrends markieren einen Eckpunkt der Siedlung. Die Häuser sind mit fünf Geschossen die höchsten Gebäude. Dort sind im Erdgeschoss Läden und auch Büros zu finden. Eine Wäscherei und ein eigenes Fernheizwerk machten die Siedlung einst autark. In einem leichten Bogen schließen sich beiderseits der Arosa Allee die Wohnblöcke an. Am Ende der Wohnhäuser markieren Flachbauten die Unterbrechung durch den Schillerring, der sozusagen ins Innere der Weißen Stadt führt.

Brückenhaus über der Aroser Allee

Sehr markant ist das Brückenhaus von Otto Rudof Salvisberg. Der 40 Meter breite Stahlbetonbau überbrückt die Aroser Allee. Über außen liegende Flure, sogenannte Laubengänge erreichen die Bewohner ihre Wohnungen. Besonders schön ist ein Besuch im Frühjahr. Die Arosa Allee wird nördlich des Brückenbaus von rosa blühenden Kastanienbäumen gesäumt.

Die Häuser des dritten Architekten Wilhelm Büning sind entlang des Schillerings fächerförmig angeordnet. Dazwischen liegen gartenähnliche Freiflächen mit Kinderspielplätzen und Bänken für die Bewohner. Der Landschaftsarchitekt Ludwig Lesser verzichtete damals bereits auf Mietergärten und schuf Grünflächen für alle Bewohner. Auch dies war für die damalige Zeit fortschrittlich. Lesser hatte vorher an der Gestaltung der Gartenstadt Falkenberg mitgewirkt und die beiden zentralen Plätze in der Gartenstadt Frohnau gestaltet.

Not macht erfinderisch

Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte Ebbe in den Berliner Kassen. Auf der anderen Seite fehlten Wohnungen. Der damalige Stadtbaurat Martin Wagner schuf ein Sonderprogramm im Umfang von 15 Millionen Reichsmark für den Neubau von Wohnungen. Die drei Architekten Wilhelm Büning, Bruno Ahrends und Otto Rudolf Salvisberg entwerfen Pläne für 1200 Wohnungen entlang der damaligen Schillerpromenade, heute Aroser Allee. Die Wohnungen sollten zudem preiswert sein. So mussten die Architekten aufs Geld achten. Um Kosten zu sparen einigten sie sich auf eine einheitliche Haustiefe von 9,40 Metern. Außerdem sind Türen, Fenster und Treppenhäuser in allen Gebäuden gleich.

Papageien-Taucher-Info/Tipp

Aroser Allee, Emmentaler Straße Genter Straße, 13407 Berlin Reinickendorf

Anfahrt: Buslinie 120, 122, 125

U-Bahnlinie U8 bis Residenzstraße

In der Nähe

Tipp: Der Bus 120 fährt zum Hauptbahnhof und hält an der Bristolstraße. Dort befindet sich die Siedlung „Schillerpark“ von Bruno Taut. Sie gehört ebenfalls zum UNESCO-Welterbe.

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