Das Schloss Charlottenburg ist die größte und bedeutendste erhaltene Schlossanlage der Hohenzollern. Von Alten Fritz bis zum deutschen Kaiser lebten dort die preußischen Herrscher. Ob Knobelsdorff oder Schinkel – die wichtigsten Künstler ihrer Zeit gestalteten Räume oder Interieurs fürs Schloss. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, sind bis heute nicht alle Räume wieder rekonstruiert. Das Schloss ist inzwischen ein Museum. Neben den mehr als hundert Wohnräumen der Könige und Königinnen beherbergt es eine Vielzahl von Gemälden aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie die Silberkammer der Preußen. Möbel, Porzellan, die Königsinsignienen und die berühmten Tabaksdosen des Alten Fritz zeichnen ein Bild des königlichen Lebens in den vergangenen 300 Jahren.
Alter Flügel des Schlosses Charlottenburg
Die barocke Anlage entwickelte sich aus dem Landsitz Lietzenburg der Kurfürstin Sophie Charlotte. Als ihr Gemahl zum König aufstieg, reichte das kleine Anwesen nicht mehr. Der schwedische Architekt Johann Friedrich Eosander baute den Landsitz 1701/2 zu einer prächtigen Dreiflügelanlage nach Versailler Vorbild aus. In der Mitte krönt eine 50 Meter hohen Kuppel das Schloss. Auf dem Kuppelturm thront eine goldene Fortuna als Wetterfahne.
Repräsentative Räume auf 140 Meter Länge
Durch den Haupteingang im Mittelteil des Alten Schlosses gelangen Besucher in die repräsentativen Räume. Ähnlich wie frühere Besucher folgen sie der sogenannten Enfilade. Durch dieses barocke Bauelement waren Besucher gezwungen einen Raum nach dem anderen zu durchschreiten. Im Charlottenburger Schloss zieht sich die Enfilade durch 13 Räume und ist 140 Meter lang. Erst am Ende dieses langen Ganges liegt das Porzellan-Kabinett. Ein Raum, der von oben bis unter mit chinesischen Vasen, Tellern, Tassen und Flaschen dekoriert ist. Selbst die Deckenwölbungen des Porzellan-Kabinetts sind mit Blau-weißen Porzellan-Tellern verziert. Der Raum ist auch heute noch beeindruckend. Ein Teil der ursprünglichen Ausstattung ist während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Durch Ankäufe nach dem Krieg wurde die Sammlung mit chinesischem Porzellan wieder aufgefüllt. Einige Stücke stammen aus der Ming-Dynastie. Vom Porzellan-Kabinett gelangten Besucher einst in das Audienzzimmer.
Pompöse Schlosskapelle und Schatzkammer der Hohenzollern
Im Erdgeschoss befindet sich eine Raumflucht für die Angehörigen aus Mecklenburg. Die drei Räume sind weitgehend unzerstört erhalten geblieben. Einst dienten sie den Mecklenburger Angehörigen als Unterkunft beim Besuch von Berlin. Später lebten in dem Mecklenburger Kammern die preußischen Prinzen.
Die Schlosskapelle mit ihrer sehr ausladenden Dekoration versucht in der bildlichen Darstellung eine Verknüpfung von kirchlicher und weltlicher Macht nachzuzeichnen. Der im Krieg völlig zerstörte Raum wurde anhand von Dias, die kurz vor dem Krieg entstanden, rekonstruiert.
Im Ersten Stock des Alten Schlosses können Besucher den Kronschatz und die Silberkammern der Preußen besichtigen. Krone, Zepter, Schwert und Reichsapfel zählen zu den Kroninsignien. Außerdem ist das umfangreiche Silberservice zu sehen, genauso wie verschiedenen Porzellanservice.
Neuer Flügel am Schloss Charlottenburg
Steht im Alten Schloss der repräsentative Aspekt im Vordergrund der Raumgestaltung, dokumentiert der Neue Flügel eher private Vorlieben der Hohenzollern. Der Rundgang führt zuerst in das oberer Stockwerk. Dort kommen Besucher zuerst in den Weißen Saal, der von Knobelsdorff entworfen wurde. Er erstreckt sich über die gesamte Breite des Hauses und diente einst als Speisesaal. An den Saal schließt sich die Große Galerie an, die heute als Goldene Galerie bezeichnet wird. Knobelsdorff entwarf auch diesen Saal, der 1740 fertiggestellt wurde. Er gilt als bedeutendes Interieur des preußischen Rokoko. Beeindruckend sind die vergoldeten Stuckgirlanden, die sich über den grünen Stuckmarmor schlängeln.
Das Schlafzimmer von Friedrich dem Großen
Hinter der Galerie schließen sich die einstigen Wohnräume von Friedrich dem Großen an. Er ließ dort vier Räume für sich einrichten, darunter eine Konzertkammer. Sie ist relativ schlicht in weiß mit goldenen Stuckverzierungen gehalten. Das Schlafzimmer von Friedrich dem Großen befand sich im letzten Raum auf der Nordseite. Es ist mit grünen Atlas ausgekleidet. Relativ schlicht ist auch die Bibliothek des Königs, die sich in einfachen Zedernholzschränken befindet.
Unter den mehr als 100 Räumen, in denen sich die preußischen Herrscher aufhielten gibt es mehrere Räume in Chinoise-Stil, der damals in Mode war.
Kunst im Schloss Charlottenburg
Im Schloss sind viele Porträts der Hohenzollern zu sehen. Ein großer Teil stammt vom Hofmaler Antoine Pesne (1663-1757). Seit 1711 porträtierte der gebürtige Pariser mehrere Jahrzehnte lang die preußischen Könige und ihre Angehörigen. Weitere Gemälde stammen von Raffael, Carl Blechen, Francois Boucher, Anthonis van Dyck, Caspar David Friedrich, Adolph Menzel, Peter Paul Rubens, Elisabeth Vigée-Lebrun, Antoine Watteau und Anton von Werner.
Schlossgarten – englischer Landschaftspark mit barocken Rabatten
Der Schlossgarten spiegelt ebenfalls 300 Jahre Gartengestaltung wider. Direkt ans Schloss schließt sich auf der Zentralachse der barocke Ziergarten mit Blumenrabatten, Buchsbaumhecken und Brunnen an. Natürlich gestaltete auch Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné den Schlosspark um. Rund um den Karpfenteich erstreckt sich ein Landschaftsgarten nach englischem Vorbild. Im Schlosspark befindet sich mehrere Bauten. Der Belvedere, ein Teehaus, präsentiert Porzellan der Königlich-preußischen Porzellanmanufaktur. Im Mausoleum ist unter anderem Königin Luise bestattet. Im Neuen Pavillon sind Werke von Karl Friedrich Schinkel sowie seiner Zeitgenossen zu sehen. Der Schlossgarten ist öffentlich und kostenlos zugänglich.
Große Orangerie und Theateranbau
Auf der westlichen Seite fügt sich ans Schloss Charlottenburg die Große Orangerie an. Friedrich Wilhelm II. ließ am Ende der Großen Orangerie nach den Entwürfen von Carl Gotthard Langhans ein Theater errichten. 1795 öffnete das königliche Theater auch für die Bürger. Nach dem Auszug des Museum für Vor- und Frühgeschichte 1999 wird das Theatergebäude für Sonderausstellungen genutzt.
Papageien-Taucher-Info/-Tipp
Spandauer Damm 10-49, 14059 Berlin; Öffnungszeiten: November und Dezember Di-So 10- 17 Uhr, Januar bis März 10-16.30 Uhr, April bis Oktober 10-17.30 Uhr; Eintritt: Altes oder Neues Schloss jeweils 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Kombiticket für beide Flügel 17 Euro, ermäßigt 13 Euro; Familienticket 25 Euro, Fotoerlaubnis: 3 Euro; Telefon: 0331-96 94-200; Internet: tickets.spsg.de
Führungen und Konzerte: Regelmäßig gibt es szenische Führungen mit Sophie Charlotte und Friedrich Aly. Darüber hinaus werden thematische Führungen zu historischen Ereignissen wie dem 350. Geburtstag der preußischen Königin Sophie Charlotte 2018 angeboten. Das Berliner Residenz Orchester spielt öfters im Schloss Charlottenburg.
Tipp: Wer wenig Zeit hat, sollte sich vorrangig den Alten Flügel ansehen. Er ist beeindruckender als der Neue Flügel.
Im Museumscafé „Orangerie“ sitzt man ganz gut. Für ein Selbstbedienungscafé sind die Preise hoch.
Anfahrt: Buslinien M 45, 109 und 309 bis Schloss Charlottenburg oder Klausener Platz
In der Nähe
- Bröhan-Museum
- Museum Scharf-Gerstenberg
- Museum Berggruenen
- Gipsformerei (Sophie-Charlotte-Straße 17/18)