Kloster Neuzelle und der Wiener Kongress

In Neuzelle dreht sich alles um das berühmte Kloster, das 2018 sein 750-jähriges Bestehen feiert. Die sakrale Anlage mit Stiftskirche St. Marien, Klostergarten und spätgotischen Kreuzgang zieht jährlich etwa 100000 Besucher in seinen Bann. Es handelt sich um die bedeutendste barocke Klosteranlage in Brandenburg. Mit der Ausstellungen über das „Himmlische Theater“ gibt es einen weiteren Grund, dem Kloster Neuzelle einen Besuch abzustatten.

Kloster Neuzelle

Schon die Zufahrt über den Brauhausplatz, eine lange Baumallee neben dem Klosterteich, ist sehr beeindruckend. Linkerhand liegen die Fertigungsanlagen der Klosterbrauerei. Autofahrer folgen der Straße nach links. Kurz hinter der Kurve befindet sich ein Parkplatz. Wer zu Fuß unterwegs ist, schlendert die Baumallee entlang bis zum Toreingang des ehemaligen Klosters Neuzelle. Die St. Marienkirche ist bereits von Weitem zu sehen. Rechts und links vom Eingangsportal befinden sich kleine Läden. Das Besucherbüro ist auf der linken Seite des Klosterhofes zu finden.

Klosterkirche St. Marienkirche

Die barocke Stiftskirche erhielt im 17. und 18. Jahrhundert ihre barocke Form. Dazu wurde das vorhandene Gotteshaus großzügig erweitert und mit barockem Interieur ausgeschmückt. Nicht ohne Grund gilt die Kirche als nördlichstes Zeugnis des süddeutschen und böhmischen Barocks. Denn bis zum Wiener Kongress 1815 gehörte die Niederlausitz nicht zu Preußen sondern zu Böhmen und Sachsen. Entsprechend ausladend ist die Ausgestaltung der Kirche ausgefallen. Besucher wähnen sich denn so eher in Bayern als in der Niederlausitz. Außerdem hatte das katholische Kloster bis 1817 Bestand. Erst danach verleibte sich Preußen die Liegenschaft ein und das Kloster wurde in ein Stift überführt.

Fresken zeigen die Kirche wie sie im Spätmittelalter aussah

Der italienischen Freskenmaler Giovanni Vanetti, Mitglieder der Wessobrunnner Künstlerfamilie Hennevogel sowie der schlesische Maler Georg Wilhelm Neunhertz arbeiten während der Umgestaltung der Kirche in Neuzelle. So entstanden unter Vanetti an der Decke des Mittelschiffs die Gemälde vom Leben Christi in typologisch geordneter Form: Geburt Christi , Taufe, Abendmahl, Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung und Himmelfahrt. Interessant: auf dem Gemälde mit der Grablegung ist das Kloster Neuzelle so abgebildet, wie es im Spätmittelalter aussah. In den Seitenschiffen finden sich dagegen Szenen aus dem Alten Testament.

Hochaltar von J.W. Hennevogel

Der Hochaltar stammt von dem süddeutschen Künstler J.W. Hennevogel und entstand 1740/41. Er zeichnet sich durch den mächtigen, über die Apsis hinausreichenden Baldachinaufbau aus. Das Altarblatt mit der Himmelfahrt Mariens stammt von einem Künstler der Willmannschule.

Paternosterengel von Jacob Mlaeck

An der Westfassade der Kirche befinden sich sechs große Sandsteinfiguren. Sie stammen von dem böhmischen Bildhauer Jacob Mladeck, wie die Signaturen aus dem Jahr 1737 verraten. Am Hauptportal befinden sich ebenfalls drei Sandsteinfiguren. Sie entstanden bereits 1732. Eine Putte über dem Gebälk hält eine Kartusche mit dem Wappen des Abtes Martin in den Händen. Neuzelle zählt zu den bedeutendsten Barockkirchen Mitteleuropas.

Prachtstraße mit Weltenherrscher und Schmerzensmutter

St. Marien ist ein kleineres Gotteshaus. Auf engstem Raum entstand eine der bedeutendsten Barockkirchen Mitteleuropas. Wände und Decken sind reich mit Gemälden, Blumengirlanden, Stuck und Putten verziert. Die zahlreichen Figuren wie Engel und Putten stammen aus dem böhmischen Kulturraum. Die Mittelachse ist nach süddeutschem Vorbild wie eine Prachtstraße gestaltet. In der Mitte befinden sich recht und links zwei Kapitelstatuen, Christus als Weltenherrscher und Maria, als Schmerzensmutter.

Da die Kirche vornehmlich dem Gottesdienst der katholischen Pfarrei Beata Maria Virgo dient, sind die Besuchsmöglichkeiten vor allem um die Mittagszeit eingeschränkt. Öffnungszeiten siehe unten.

Himmlisches Theater – Oberammergau in Neuzelle

Im Kutschstallgebäude hat das Himmlische Theater eine neue Heimat gefunden. Dabei handelt es sich um sakrale Bühnenbilder. Die Äbte wussten im 17. und 18. Jahrhundert wohl zu feiern und die Bevölkerung zu beeindrucken. Mit prachtvollen Bühnenbildern wurde in Neuzelle einst das Passionsspiele dargestellt.

Lebensgroße Figuren

Insgesamt 242 Teile der Passionsbühnenbilder sind erhalten geblieben. Sie standen lange in einem Raum im Kirchturm und waren entsprechend heruntergekommen. In insgesamt 15 Szenen und fünf Bühnenbildern wird die Leidensgeschichte, der Tod und die Auferstehung von Jesus Christus dargestellt. Dabei handelt es sich um meterhohe Kulissen. Um einen 3D-Eindruck zu erzielen,wurden die Kulissen in mehreren Reihen hintereinander aufgestellt, um so eine plastische Tiefenwirkung zu bekommen.
Die Kulissen wurden von den Maler und Architekten Joseph Felix Seifrit gegen 1753 angefertigt. Die Bühnenbilder wurden in der Osterzeit um den Altar aufgestellt. Das letzte Mal nach Angaben der Stiftung um 1863. Danach verschwanden die Bühnenbilder auf dem Dachboden des Kirchturms.

Judaskuss und Kreuztragung Jesu

Im neuen Museum wird die Geschichte der Passionsspiele insbesondere des Neuzeller Himmlischen Theaters erläutert. In einem neu geschaffenen Raum im Keller des Kutschstalls sind zwei der Passionsdarstellungen zu sehen: Der Judaskuss und die Kreuztragung Jesu. Sie wurden mit Hilfe von Spenden der ostdeutschen Sparkassenstiftung aufwändig restauriert. Im Untergeschoss erhalten Besucher einen Eindruck von der prachtvollen Szenerie, die einst die Kirche schmückte.
Öffnungszeiten: April-Oktober täglich 10-18 Uhr, November bis März täglich 10-16 Uhr; Telefon: 033652-81 428; der Eintritt kostet 5, ermäßigt 4 Euro (am besten Kombikarte für 8 Euro erwerben, dann kann auch der Kreuzgang besucht werden)

Kreuzgang und Museum im Kloster Neuzelle

Das Kloster geht auf eine Stiftung des Markgrafen Heinrich aus dem Hause Wettin zurück. Der Markgraf stellt nach dem Tod seiner Frau Anna 1268 Geld bereit, damit die Zisterzienser in der Niederlausitz ein Kloster errichteten. Damit wurde gleichzeitig der Zweck verfolgt, die Christianisierung der Sorben voranzutreiben und das Gebiet für den Ackerbau nutzbar zu machen. Im spätgotischen Kreuzgang sind mittelalterliche Fresken zu sehen. Außerdem können Besucher die Nebenräume besichtigen. Dazu zählt auch das beeindruckende Kellergewölbe.

Ausstellungen über das Leben im Kloster und außerhalb

Die Ausstellung „Ora et labora“ dokumentiert die Geschichte des bedeutenden Klosters. Vor etwa 100 Jahren verließ der letzte Mönch das Kloster Neuzelle. Im September 2017 bezogen vier Mönche aus Österreich das Kloster und wollen so das Kloster wiederbeleben.

Eine zweite Schau unter dem Titel „Leben und Tod“ widmet sich dem religiösen und politischen Zeitgeschehen der vergangenen Jahrhunderte.

Neuzelle hat den einzigen Barock-Garten Brandenburgs

Um 1760 wurde auf vier Hektar Fläche der Barock-Garten angelegt. Da er in späteren Jahrhunderten nicht umgestaltet wurde, ist es der einzige erhaltene Barock-Garten Brandenburgs. Die Anlage ist beeindruckend und erinnert sehr an einen Schlossgarten. Er zählt zu den bedeutendsten Gartenanlagen Deutschlands.

Orangerie mit Café

In der Orangerie ist das Kulturcafé „Barocco“ untergebracht. In der Sommermonaten können Besucher dort bei einem Kaffee eine Pause einlegen. Es gibt natürlich Kuchen und Eis sowie kleine Speisen (Öffnungszeiten: Mo-So 10-20 Uhr; Telefon: 033552-824488).

Klosterbrauerei

Seit mehr als 400 Jahren wird in der Klosterbrauerei Bier gebraut. Anfangs von den Mönchen, später vom Staat. Besondere Berühmtheit erlangte die Sorte „Schwarzer Abt“, die auch etwas Zucker enthält. Heute stellt die Brauerei jährlich 40.000 Hektoliter Bier unterschiedlicher Sorten her. Sie können unter anderem im Klosterladen käuflich erworben werden.

Besichtigung und Führungen durch die Brauerei

Die Brauerei kann von Mai bis Oktober täglich um 13 Uhr besichtigt werden. Wer das Bier auch verkosten will, kann an einer der vier angebotenen Führung teilnehmen (Anmeldung unter 033652-8100, Kosten: ohne Getränk 5 Euro, mit Getränk 7 Euro oder mit Verkostung 10 Euro).

Papageien-Taucher-Info

Adresse: Stiftsplatz 7; 15898 Neuzelle,
Öffnungszeiten der St. Marienkirche: Von November bis April täglich 11-12 Uhr, Mo-Fr 14-16 Uhr, Sa 14-15.30 Uhr, So 13-15.30 Uhr, von Mai bis Oktober Mo-Fr 10-12 Uhr und 13-17 Uhr, Sa u. So 11-16 Uhr, Karfreitag und -samstag geschlossen
Besucherinformation
Öffnungszeiten: täglich 10-16 Uhr, in den Sommermonaten bis 18 Uhr, Telefon: +4933652 6102
Führungen nur nach Voranmeldung

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