Magdeburg zählt zu den ältesten Städten in Deutschland. Das mächtige Handelszentrum wurde vor 1200 Jahren gegründet. Einst residierte Kaiser Otto an der Elbe. Magdeburg liegt im Zentrum der Straße der Romanik. Jedoch lassen sich die historischen Sehenswürdigkeiten an einer Hand abzählen. Denn die einstige Hansestadt wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Magdeburg eignet sich daher eher für einen Tagestrip als für einen Urlaub.
Notre Dame war Vorbild für den Magdeburger Dom
Der Dom ist seit mehr als 800 Jahren das Wahrzeichen von Magdeburg. Er ist zugleich die älteste Kathedrale der Gotik in Deutschland. Die Baumeister nahmen sich einst Notre Dame in Paris als Vorbild. Das Gebäude entstand auf den Fundamenten des romanischen Vorgängerbaus, den 937 der deutsche Kaiser Otto I. in Auftrag gab. Im Magdeburger Dom wurde Otto I. nach seinem Tod 973 bestattet. Das alte Gotteshaus brannte jedoch Anfang 1207 ab. Deshalb ist vom Ursprungsbau nicht mehr viel zu erkennen. An Stelle der alten Kirche entstand der gotische Dom. Der evangelische Bischofssitz „St. Mauritius und Katharina“ besitzt einen beeindruckenden Innenraum mit Kreuzgewölbe, gotischem Chor und einigen interessanten Skulpturen. Das Interieur ist sehr schlicht. Dafür haben Liebhaber der Architektur freien Blick auf die baulichen Einzelheiten der erste gotischen Kathedrale auf deutschem Boden.
Am Fürstenwall in Magdeburg wandelte Martin Luther
Beim Fürstenwall handelt es sich um die Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung an der Elbe. Die beiden erhaltenen Wehrtürme stammen aus aus dem 15. Jahrhundert. Einer heißt „Kiek in die Köken“, weil die Wachleute vom Turm direkt in die Küche des Erzbischofs schauen konnte. 1720 wandelte Fürst Leopold von Anhalt-Dessau den Fürstenwall in eine öffentliche Promenade um. Vom Fürstenwall gelangen Besucher in den Remtergang. Dort befindet sich das älteste Wohnhaus der Stadt. Das mittelalterlichen Stadttor am Möllengarten dürfte schon Martin Luther häufig passiert haben. Der damals 13-jährige Luther besuchte die in der Nähe befindliche Schule der „Brüder vom gemeinsamen Leben“.
Magdeburger Sehenswürdigkeit: Hundertwasserhaus
Was dem Dom fehlt, hat das Hundertwasserhaus, die „Grüne Zitadelle“, reichlich zu bieten: Kleinigkeiten zum Staunen. Kein Fenster gleicht dem anderen. Bunte Keramiksäulen ziehen Blicke auf sich. Entworfen hat das ungewöhnliche Gebäude an der Breiten Straße 10 der österreichische Künstler Friedenrsreich Hundertwassser (1928-2000). Es ist das letzte Gebäude, dass der Künstler gestaltet hat. Jeden letzten Sonntag im Monat können Besucher den Turm des artHotels in der „Grünen Zitadelle“ besteigen (Eintritt: 2 Euro).
Alter Markt in Magdeburg
Der alte Markt in Magdeburg ist besonders in der Adventszeit einen Besuch wert. Dann sind vor dem alten Rathaus die Stände des Weihnachtsmarktes aufgebaut. Außerhalb der Adventszeit ist täglich außer montags und sonntags von 9-17 Uhr Wochenmarkt. Wer will, kann dem bunten Treiben von einem der Cafés oder einem Lokal am Alten Markt in Ruhe zusehen.
Der Magdeburger Reiter
Das Reiterstandbild auf dem Alten Markt vor dem Rathaus zählt ebenso zu den Wahrzeichen Magdeburgs wie der Dom. Das originale Standbild stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist im Kulturhistorischen Museum zu bewundern. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war der Reiter und die beiden Jungfrauen zu seiner Seite bunt bemalt. Erst danach erhielten die Figuren einen goldenen Überzug. Ob der Reiter Kaiser Otto I. darstellen soll oder eine andere mächtige Person, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden.
Alte Sage zur Hirschsäule
Auch bei der Hirschsäule, dem dritten Standbild vor dem Rathaus, ist der Sinn und Zweck nicht eindeutig geklärt. Die schönste Erklärung bezieht sich auf eine alte Sage. Danach soll Karl der Große einen Hirsch gefangen und ihm ein goldnes Halsband umgelegt haben. Auf dem Halsband soll folgender Text zu lesen gewesen sein: Lieber Jäger, lass mich leben, ich will dir mein Halsband geben. Aufzeichnungen erwähnen eine Hirschsäule bereits im 15. Jahrhundert.
Der Roland als Symbol der Freiheit
Der Magdeburger Roland ist eine Steinskulptur vor dem Rathaus. Sie war im Mittelalter ein Symbol für die städtische Freiheit und Unabhängigkeit. Eine erste Erwähnung des Magdeburger Rolands erfolgte 1419. Die mittelalterliche Unabhängigkeitsstatur wurde jedoch bereits während des Dreißigjährigen Krieges zerstört. Nach dem Ersten Weltkrieg ersetzte ein hölzerner Roland die steinerne Skulptur. Sie hielt jedoch nicht sehr lange. Der jetzige Roland stammt aus dem Jahr 2004 und ist eine Nachbildung der Statue, die in Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert zu sehen ist.
Johanniskirche in Magdeburg
Die Johanniskirche ist ein Geschenk König Ottos I. Um 940 gab er dem Moritzkloster Geld für den Bau einer Kirche. In den folgenden Jahrhunderten brannte das Gotteshaus mehrmals ab oder wurde im Krieg zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg übergab die Gemeinde mangels finanzieller Mittel dem Staat Ruine und Grundstück. Nach der Wende begann der Wiederaufbau. Seit 1999 ist der einstige Sakralbau Konzert- und Festsaal der Stadt. 2014 war er für ein halbes Jahr auch Sitzungsort des Landtages von Sachsen-Anhalt. Besucher können den Südturm besteigen. Vom Turm aus haben sie einen tollen Blick über Magdeburg und die Elbe. In der Kirche befindet sich außerdem die Gruft des Physikers Otto von Guericke.
Jahrtausendturm im Elbauenpark
Der Jahrtausendturm wurde 1999 zur Bundesgartenschau errichtet. Mit 60 Meter Höhe ist es das höchste Holzgebäude in Deutschland. In Inneren des Turms, der die Form eines Spitzhutes hat, geht es um die Entwicklung der Wissenschaft von der Antike bis zur Gentechnik. Im Dach des Turm befindet sich ein Foucaulsches Pendel, mit dem die Rotation der Erde angezeigt wird (Tessenowstraße 7, 39114 Magdeburg; Tel.: 0391-5934-263; Öffnungszeiten: April bis Oktober Di-So 10-18 Uhr; www.jahrtausendturm-magdeburg.de).
Kunstmuseum im Kloster Unser Lieben Frauen und Skulpturenpark
Das Kunstmuseum befindet sich im ältesten Gebäude der Stadt: dem einstigen Kloster Unser Lieben Frauen. Das Museum schlägt eine Brücke zwischen Renaissance und Gegenwart. So bilden Skulpturen aus der Renaissance einen Schwerpunkt im Museum. Nicht nur um Skulpturen geht es in der Sammlung zeitgenössische Kunst, die ihr Augenmerk auf die Zeit nach 1945 legt. Ergänzt werden die Dauerausstellungen durch Schauen mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler. Vor dem Haus befindet sich ein Skulpturenpark ebenfalls mit zeitgenössischen Plastiken.
Der Schwiegermutterstuhl in Grusons Gewächshäuser
Grusons-Gewächshäuser bewahren das botanische Erbe des Magdeburger Industriellen und Pflanzensammlers Hermann Gruson (1821-1895). Vor allem Kakteen hatten es Gruson angetan. Seine Sukkulenten- und Kakteensammlung war eine der bedeutendsten weltweit. Der Schwiegermutterstuhl wurde ihm zu Ehren als Echinocactus grusonii bezeichnet (Eingang: Erich-Weinert-Straße 38, 39104 Magdeburg; Telefon: 0391-4042910; Öffnungszeiten: Di-So 9-17 Uhr; Eintrittspreise; 3,50 Euro ermäßigt 2 Euro).
Der „Zuckerbäckerstil“ in Magdeburg
Das Zentrum von Magdeburg bildet die heutige Ernst-Reuter-Allee. Erst die massive Zerstörung der Altstadt im Zweiten Weltkrieg schuf nach Kriegsende Platz für eine breite Ost-West-Achse im Zentrum. Nach dem Vorbild der Stalinallee in Berlin entwarf der Architekt Johannes Kramer für Magdeburg die Häuser in „Zuckerbäckerstil“ an der Hauptgeschäftsstraße. Anfangs hieß die Straße ebenfalls Stalinallee wie das Berliner Vorbild. 1956 wurde sie nach dem ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, benannt. Nach der Wiedervereinigung erhielt sie 1992 den Namen von Ernst Reuter. Reuter war von 1931 bis 1933 Oberbürgermeister von Magdeburg.
In der Nähe
- Straße der Romanik
- Quedlinburg