Schwedt liegt direkt am Nationalpark Unteres Odertal. Die Stadt mit knapp 30000 Einwohner war einst Zentrum des Tabakanbaus und mauserte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur „Musterstadt der DDR“. Papier- und Erdölindustrie sind immer noch die wichtigsten Arbeitgeber. Bekannte Bürger von Schwedt waren unter anderem der Architekt David Gilly und Filmproduzent Horst Wendlandt, der die Winnetou-Geschichten sowie Edgar-Wallace-Krimis verfilmte. Der Charme der einstigen Residenzstadt erschließt sich dem Besucher eher nach und nach. Wegen der enormen Kriegsschäden ist von der Altstadt ist nicht mehr sehr viel vorhanden. Dafür gibt es viel Grün, sei es in den Parks oder an der Uferpromenade der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße.
Altstadt zwischen St. Katharinen und St. Mariä Himmelfahrt
Zwei Kirchen bilden die Eckpunkte der Altstadt in Schwedt. Im Süden steht die Stadtkirche St. Katharinen. Der Feldsteinbau ist aus dem 13. Jahrhundert. Im Norden begrenzt die St. Mariä Himmelfahrtskirche die Altstadt. Die Vierradener Straße, die wichtigste Straße in der Altstadt, verbindet die beiden Eckpunkte. In der Fußgängerzone stehen vor etlichen alten Häuser Tafel. Sie informieren über die Geschichte des Hauses oder ihrer Bewohner. So gründete der Goldschmied Helmut Humann die Bildenden Künste der DDR. Sein Sohn betrieb im Haus mit der Nummer 47 mehrere Jahrzehnte seine Goldschmiede.
Die St. Katharinen-Kirche
Die St. Katharinen-Kirche ist das älteste Gebäude in Schwedt. Sie wurde im 13. Jahrhundert als T-förmige Feldsteinkirche ohne Turm erbaut. Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte eine Renovierung, die das katholische Gotteshaus den nüchternen Bedürfnisse der lutherischen Bedingungen anpasste. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam der steinerne Turm dazu. 1887 brannte die Kirche aus. Bis 1890 erfolgte der Wiederaufbau mit mehreren Anbauten am Kern der Feldsteinkirche. Im Zweiten Weltkrieg komplett ausgebrannt, erfolgte die Wiedereröffnung 1950. Vom der Turmplattform haben Besucher einen fantastischem Blick über Schwedt (derzeit wegen der Corona-Pandemie nicht möglich).
Mariä Himmelfahrt
Die katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt entstand 1895-1989 nach Plänen von Max Hasak in einem ehemaligen Gartenlokal. Das Gotteshaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik war ursprünglich reich mit neugotischen Figuren und Wandmalereien ausgestaltetet. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, präsentiert sich der Innenraum eher nüchtern. Sehenswert sind das Kruzifix (1580) und die Pieta (14. Jahrhundert).
Amtsgericht und Stadtmühle
Nach dem die Herrschaft der Hohenzollern 1788 in Schwedt endete, war ein neues Gerichtsgebäude von Nöten, da das Amtsgericht im Schloss untergebracht war. Der Neubau entstand an der Vierradener Straße. In dem Backsteinbau aus dem 19. Jahrhundert gibt es auch einen Gefängnistrakt. Das zweigeschossige, neugotische Gebäude besitzt einen Schaugiebel und ein Walmdach.
Ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert ist der Backsteinbau im neogotischen Stil an der Vierradener Straße 44. Die ehemalige Stadtmühle wurde später als Reisstärke- und Papierfabrik genutzt.
Jüdisches Museum mit Ritualbad und Stadtmauer
Zwischen Louis-Harlan- und Gartenstraße befindet sich das Jüdische Museum mit Ritualbad und Tempeldienerhaus. Teile der alten Stadtmauer laufen parallel zur Louis-Harlan-Straße, wo sich an der Außenseite der Mauer einst die jüdische Synagoge befand (Gartenstraße 6; Öffnungszeiten Mai-September Fr. 10-16 Uhr, Sa/So 14-17 Uhr).
Juliusturm
Der Juliusturm am alten Bollwerk stammt aus dem Jahr 1909. Mit einer leistungsstarken Pumpe der Firma Borsig ausgestattet, dient das Pumpwerk an der Gartenstraße 1 seitdem der Abwasserbeseitigung. Bis heute werden dort die Abwässer von Schwedt gesammelt und ins Klärwerk weitergeleitet. Der Juliusturm steht direkt an der neugebauten Uferpromenade der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, die auch Teil des Oderradweges ist.
Stadtmuseum
Das Stadtmuseum in der Altstadt befindet sich in einem barocken Haus, das Ende des 19. Jahrhundert im Jugendstil modernisiert wurde. Mehr als 100 Jahre lang gehörte das Haus einem Malermeister. Im Museum wird die Geschichte der Stadt präsentiert: von ersten Besiedlungsspuren vor 10000 Jahren bis zur Industrialisierung (Jüdenstraße 17; Telefon: +49 (0) 3332-23460; Öffnungszeiten: Mai-September Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So 14-17 Uhr, Oktober bis April Di-Fr 10-17 Uhr, So 14-16 Uhr; Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro, Familien 5 Euro; Internet: unteres-odertal.de/kultur-regionales/kunst-museen-in-der-uckermark/kunst-museum/anbieter/stadtmuseum-schwedtoder.html).
Europäischer Hugenotten-/Schlosspark
Der einstige Schlosspark nennt sich seit 2014 Europäischer Hugenottenpark. Schon im 18. Jahrhundert gab es ein Freilichttheater am Ufer der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. Der einstige Schlosspark wurde nach französischem Vorbild gestaltet. Die Skulpturen vor dem Bühnenhaus erinnert an die barocke Zeit des Parks. Im 19. Jahrhundert gestaltete der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné die Anlage neu. 2014 erfolgte wiederum eine Modernisierung. Da Schwedt einst Anlaufstelle für Hugenotten war, erinnert eine Zeitleiste im Park an die Verfolgung der protestantischen Gläubigen in Frankreich und die Auswanderung nach Preußen.
Uckermärkische Bühnen in Schwedt /Schloss
Dort wo einst das Schloss stand befinden sich heute die Uckermärkischen Bühnen. Das Schwedter Schloss war die Residenz der hohenzollerischen Nebenlinie Brandenburg-Schwedt. Vom 17. bis 19. Jahrhundert wohnten die Nachfahren des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Schloss. Danach stand es leer. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde die Ruine 1962 auf Veranlassung von Walter Ulbricht gesprengt (Uckermärkische Bühnen: Berliner Straße 46/48; Besucherservice: +49 (0)3332-538111; Internet: theater-schwedt.de).
Tabakspeicher Gerberstraße und Schwedter Wasserturm
Der Tabakspeicher an der Gerberstraße erinnert an die Tabakindustrie in Schwedt. Im Gebäude aus der Mitte der 80er-Jahre des 19. Jahrhundert wurde Rohtabak gelagert. Im Zweiten Weltkrieg war dort ein Lazarett untergebracht. Seit 1977 bespielt der Kunstverein Schwedt das Gebäude. Eine Galerie mit wechselnden Ausstellung und der vorweihnachtliche Kunst- und Handwerksmarkt gastieren im Haus (Galerie am Kiez: Gerberstraße 2, 16303 Schwedt/Oder; Telefon: +49 (0)3332-512410; Internet: kunstverein-schwedt.de).
Der Wasserturm stammt aus dem Jahr 1911. Bis 1965 übernahm er die Wasserversorgung der Oderstadt. Inzwischen gehört der markante Turm zu einer Hotelanlage
Berlischky-Pavillon
Der Berlischky-Pavillon ist eine ehemalige französisch-reformierte Kirche. Sie wurde 1777 nach Plänen von Georg Wilhelm Berlischky an der heutigen Lindenallee errichtet. Das ovale Gotteshaus war einst im Rokokostil eingerichtet und diente als Grabkapelle der Schwedter Markgrafen. Anfang der 1990er-Jahre wurden deren Särge in den Berliner Dom umgebettet. Inzwischen wird das Haus für Veranstaltungen genutzt.
Jagdschloss Monplasir
Nach französischem Vorbild entstand um 1700 der Park Monplasir mit Sommerschloss. Das erhaltene Jagdschloss ist der letzte Zeuge der barocken Schlossanlage, die der letzte Markgraf, Friedrich Heinrich (17771-1788) renovierte und ausbaute. Er schuf auch einst der ersten Theater in Deutschlands. Dazu wurde die Orangerie zu einem Theater umgebaut. Im 19. Jahrhundert gestaltete Peter Joseph Lenné den Park neu.
Das größte zusammenhängende Tabakanbaugebiet Deutschlands
Bereits in der Bronzezeit siedelten germanische Stämme im Bereich des heutigen Stadtgebietes. Im 14. Jahrhundert ging Schwedt an den Hofbankier der Pommernherzöge Rule Lindstedt. 1481 erwarb Johann I. von Hohnstein die Herrschaft über das Areal. Im Dreißigjährigen Krieg lagerte das Heer des Schwedenkönigs Gustav Adolf vor der Stadt. Nach dem Krieg erwarb die Gemahlin des Großen Kurfürsten, Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, die Stadt sowie umliegende Ländereien. Zu den kurfürstlichen Liegenschaften zählten im 17. Jahrhundert drei Städte, drei Schlösser, 22 Dörfer und 24 Vorwerke. Die Kurfürstin holte einen holländischen Tabakfachmann nach Schwedt. Zusammen mit den angesiedelten Hugenotten entstand der Tabakanbau in der Uckermark. Ende des 18.Jahrhunderts gab es in der Uckermark das größte zusammenhängende Tabakanbaugebiet Deutschlands.
Zu Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Schwedt heftig gekämpft und 85 Prozent der Stadt zerstört. Nach den ersten Aufbaujahren sorgten Papier- und Erdölindustrie für einen gewaltigen Aufschwung. 30000 Bürger zogen nach Schwedt, um in den neuen Industriebetrieben zu arbeiten. Für sie entstanden neue Wohnungen, Kindergärten und Schulen. Dadurch entwickelte sich Schwedt zur „Musterstadt der DDR“.
Papageien-Taucher-Info
Tourist-Information: Vierradener Straße 31, 16303 Schwedt/Oder; Telefon: +49 (0)-3332-2559-59; Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-12 Uhr, Internet: unteres-odertal.de
Hinweis: Wegen der Corona-Pandemie kann es zu Einschränkungen kommen.
Anfahrt
Autobahn A11, Ausfahrt Joachimsthal, B2 und L 284, A20 bis Kreuz Uckermark, B1166
Bahnlinien RE 3, ab Angermünde RB 61
In der Nähe
- Nationalpark Unteres Odertal
- Tabakmuseum in Vierraden
- Kummerow
- Schloss Criewen
- Raketenmuseum in Pinnow