Brügge – Sehenswürdigkeiten der glanzvollen Hansestadt

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Brügge war einst die reichste Stadt Nordeuropas. Viele alte, restaurierte Giebelhäuser prägen immer noch das Bild der einstigen Residenzstadt der  Herzöge von Burgund. Seit dem Jahr 2000 gehört die Hansestadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Zentrum im „Venedig des Nordens“ ist der große Marktplatz mit Belfried.

Großer Markt mit Belfried und Tuchhalle

Die neugotischen Häuser am Markt wie der Provinzialpalast, der Belfried und die Giebelhäuser bestimmen den besonderen Charakter des Grote Marktes. Die gewaltige Stadthalle, auch Tuchhalle oder Markthalle genannt, zeugt mit ihrem spätgotischen Stil vom regen Treiben im Mittelalter. Einst führte ein Kanal mitten durch den Platz. Am Kai wurden Schiffe entladen, Waren gestapelt und gehandelt. Einige Patrizierhäusern stammen aus dem 16. Jahrhundert. In der Kranenburg wurde 1488 Erzherzog Maximilian von den rebellierenden Bürgern einige Tage gefangen gehalten. Der Marktplatz war auch Austragungsort für Turniere und Umzüge.

Geschäftiges Treiben am Grote Markt

Heute treffen auf den großen Platz Einheimische und Touristen zusammen. An der West- und Nordwest-Seite können Besucher in einem der zahlreichen Cafés wunderbar dem Kommen und Gehen zuschauen. In der Mitte des Platzes stehen die Statuen von Jan Breydel und Pieter de Coninck. Die beiden werden als Volkshelden verehrt. Beide kämpften 1302 in der Schlacht der Goldenen Sporen erfolgreich für ihre Heimatstadt Brügge gegen die Franzosen. In der Nähe der Denkmäler starten die Kutschen zu einer Stadtrundfahrt.

Belfried war Rathaus

Beherrscht wird der Marktplatz vom Belfried, dem Wahrzeichen der Stadt. Einst war der Glockenturm als Rathauses auch Sitz der Verwaltung. 336 enge Stufen sind zur Erklimmung des Turmes zu bezwingen. Aus der Vogelperspektive hat man einen wunderbaren Überblick über Brügge.

Das beeindruckende Rathaus steht nicht am Markt sondern etwas weiter östlich am Burgplatz. Über die Breydelstraat erreicht man den Platz, der einst das administratives Zentrum mit Gerichten und Hauptkirche bildete. Das Rathaus (1375-1420) ist wie ein kostbarer Schrein geschmückt. Das flämische, spätgotische Gebäude ist eines der schönsten Verwaltungsgebäude Europas und diente vielen Städten als Vorbild. An das Stadthuis schließt sich direkt die Heilig-Blut-Basilika an, deren Grundmauern aus dem 12. Jahrhundert stammen.

Alte Handelskontore

Vom Burgplatz ist es nicht weit bis zur Vlamingstraat, dem alten Handelszentrum der Stadt. Nahe beim alten Woensdagsmarkt (Mittwochsmarkt) stand das Hansekontor. Das Oosterlingenhuis (1442) hatte im übrigen die Stadt den deutschen Kaufleuten gebaut. Zwischen Vlamingstraat und St. Jakob hatten vor allem die Italiener ihre Handelshäuser. Man findet noch einige Zeugen des damaligen Welthandels: die Faktorei der Genuesen an der Vlamingstraat, mit Verkaufsraum im Erdgeschoss und einem Festsaal hinter hohen Maßwerkfenstern (Ende 14. Jahrhunderts). Schräg gegenüber befand sich das Handelshaus der Republik Florenz. Dieser Platz, an dem auch Venezianer und Katalanen ihre Kontore hatten, hieß schon auf einem Stadtplan des 16. Jahrhunderts ’Byrsa Brugensis’ (Börse von Brügge).

Die Börse von Brügge

Die in Brügge ansässige Kaufmannsfamilie van der B(e)urze, deren Wappen drei Geldbeutel zeigt, unterhielt in ihrem Haus regelmäßig geschäftliche Zusammenkünfte mit – vor allem italienischen – Kaufleuten. So ging das niederländische Wort borse vom Haus über auf die Treffen selbst. Vor dem Haus der Familie van der Beurze war der geschäftliche Treffpunkt der Kaufleute, die erste Börse.

Sturmflut verschaffte Brügge Zugang zum Meer

Eine große Sturmflut im zwölften Jahrhundert legte den Grundstein für den Reichtum der Stadt. Denn dadurch war eine Fahrrinne entstanden, die Brügge direkt mit der Nordsee verband. Brügge entwickelte sich zu einem internationalen Handelszentrum und Mitglied der Hanse. Der Boom hielt bis ins 14. Jahrhundert an. Einmal im Jahr wurde der Markt von internationalen Händlern besucht. Nach dem Hundertjährigen Krieg konnte Brügge im 15. Jahrhundert wieder zu alter Stärke zurückfinden, galt sogar als reichste Stadt in Nordeuropa.

Zugang zu Nordsee versandet

Im 15. Jahrhundert versandete die Fahrrinne. Ohne Zugang zum Meer verlor die Handelsmetropole ihre Grundlage. Folge: Der Handel florierte woanders, die Stadt verarmte. Bis zum 19. Jahrhundert setzte sich der Abwärtstrend fort. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Verbindung zum Seehafen Zeebrügge geschaffen, wodurch die Stadt wirtschaftlich wieder an Bedeutung gewann.

Brügges Kunstschatz: Michelangelos Madonna

Eine weitere wichtige Sehenswürdigkeit ist die Liebfrauenkirche. Erbaut im 13. Jahrhundert, zählt sie zu den ältesten Backsteingebäuden der Region Flandern. Die Kirche beherbergt die Brügger Madonna, eine Plastik des italienischen Bildhauers Michelangelo Buonarotti. Ebenso beeindruckend ist die gotische Sint-Salvatorkathedrale. Sie ist die Hauptkirche Brügges. Wer etwas abseits der Touristenströme durch die Seitengassen schlendert, findet viele beschauliche Plätze und urige Straßen. Rund um die Liebfrauenkirche befinden sich jedoch mehrere Sehenswürdigkeiten, so dass dort mehr los ist.

Memling – ein deutscher Maler in Brügge

Gleich gegenüber der Liebfrauenkirche befindet sich das Sint-Jan-Hospital. Es stammt aus dem 12. Jahrhundert und zählt zu den ältesten Krankenhäusern Europas. Zu besichtigen sind der mittelalterlicher Krankensaal und eine Apotheke aus dem 18. Jahrhundert. Ein Teil des Hospitals ist Pilgerstätte für Kunstfans. Im Memlingmuseum an der Kuipersstraat sind die Hauptwerke von Hans Memling (1430-1494) zu sehen, darunter der Reliquienschrein der Heiligen Ursula. Der aus Deutschland stammenden Künstler avancierte damals zum Lieblingsmaler des Bürgertums der Stadt. Nicht weit entfernt befindet sich das Gruuthuse-Museum, der ehemalige Stadtplast der reichen Kaufmannsfamilie Gruuthuse. Sozusagen gleich um die Ecke liegt das Groeningemuseum mit seiner beachtlichen Sammlung flämischer Künstler.

Die Residenz der Herzöge von Burgund

Die Herzöge von Burgund residierten vom 15. Jahrhundert an im Prinsenhof. Errichtet wurde das Gebäude von 1429 an von Philipp dem Guten. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Prinzenhof zum politischen und kulturellen Herzen des Landes. Die Gelehrten Thomas Morus und Erasmus waren ebenso bei Philipp zu Gast wie die Maler Jan van Eyck und Albrecht Dürer. Philipps Enkelin Maria von Burgund starb dort im Alter von 25 Jahren.

Im einstige Palast der Herzöge von Burgund kann inzwischen jedermann sein Haupt betten, denn in dem Anwesen befindet sich das Hotel „Dukes’ Palace“.

Venedig des Nordens

Erste Ansiedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet fanden bereits im zweiten Jahrhundert statt. Die damaligen Siedler, Gallier und Römer, betrieben einerseits Landwirtschaft und unterhielten andererseits Handelskontakte mit weiteren Siedlungen, aber auch mit den Engländern. Um sich vor Angriffen durch Wikinger zu schützen, wurde Mitte des neunten Jahrhunderts eine Festung erbaut. Die Stadt war durch einen Stadtwall geschützt. Heute sind an der Stadtmauer noch vier alte Stadttore erhalten: das Gentpoort, Kruispoort, Ezelpoort und das Smedenpoort. Im Genttor befindet sich ein kleines Museum zur Stadtgeschichte. Das Stadtrecht wurde Brügge 1128 verliehen. Die Kanäle, die die Altstadt umgeben, brachten Brügge den Beinamen “Das belgische Venedig” ein. Wer will, kann bei einer Kanaltour die Stadt vom Wasser aus erkunden.

Schokoladenfestival in Brügge

Brügge ist darüber hinaus als Hauptstadt der Schokolade bekannt. Die Stadt besitzt ein Schokoladenmuseum und mehr als 50 Chocolaterien. Dem süßen Naschwerk wurde sogar ein eigenes Festival gewidmet. Ende des Jahres startet jeweils das „Choc in Brugge“, bei dem sich alles um das braune Gold dreht.

Pommes-frites-Museum

Belgien ist die Wiege der Pommes frites, kein Wunder also, dass sich dort das ein Pommes frites Museum befindet. Es ist in der ehemaligen Saaihalle untergebracht. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und zählt zu den ältesten Gebäuden in Brügge. Einst hatten dort die Handelsvertreter der Stadt Genua ihr Domizil.

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