Dogenpalast – Symbol der Größe und Macht

Der Dogenpalast ist heute genauso eindrucksvoll wie in den vergangenen 900 Jahren. Das prächtige Rathaus der Venezianer beherbergte nicht nur Verwaltung, Justiz und Senat. Es war vor allem ein Symbol für die Größe und Macht der Lagunenstadt, die durch ihren Handel eine Brücke nach Asien schuf. Alles was in der Kunstszene Rang und Namen hatte, durfte an der kunstvollen Verzierung des Palastes mitwirken. Ein Besuch des Palazzo Ducale ist ein Gang wie durch ein Museum und durch die wechselvolle Geschichte der einzigartigen Handelsmetropole.

Regierungssitz mit Seldschukenmotiv

Der gotische Regierungssitz entstand im wesentlichen zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Die Flügel zur Piazetta sowie zum Hafenbecken stammen aus der Mitte der 14. bzw. 15. Jahrhundert und sind ein einzigartiges Beispiel für die venezianische Gotik, in der sich Stile verschiedener Herkunft wiederfinden. Beispielsweise ist das rosa-weiße Rautendekor ein aus der Osttürkei entlehntes Seldschukenmotiv.
Mehrere Brände zwangen die Stadtoberhäupter zu umfangreichen Erneuerungen. So präsentiert sich die Residenz der Dogen heute mit einem Stilmix aus Gotik, Renaissance und Barock.

Der Große Rat im Dogenpalast

Im Gegensatz zu anderen Stadtstaaten wie Florenz regierte nicht eine Familie die Republik Venedig, sondern ursprünglich der Große Rat. Das Gremium war ein Zusammenschluss einflussreicher Adliger, Kaufleute und Patrizier. Es bestimmte die Gesetze und wählte den Dogen sowie die Senatoren. Ein fein austariertes Gefüge von befristeten Wahlämter und Kontrolle sorgte dafür, dass Venedig mehr als 900 Jahre lang die führende Metropole am Mittelmeer war. Bereits im 13. Jahrhundert wurde der Zugang zum Großen Rat eingeschränkt, indem nur noch Adlige und bestimmte Kaufleute dem Rat angehören durften. Das Volk wurde damit ausgeschlossen.

Rat der 40 und der Zehn

Das wichtigste Gremium in Venedig war der Rat der 40. Dort wurden alle wichtigen Entscheidung getroffen. Im Gegensatz zum Rat der 40 war der Rat der Zehn höchstes Gericht und Polizeibehörde. Es hatte über die Einhaltung der Ordnung aber auch der Staatssicherheit zu wachen. Im Laufe der Zeit eignete sich der Rat der Zehn immer mehr Machtbefugnisse an und galt auch als Bespitzelungsbehörde.

Das marmorne Löwenmaul

Am Dogenpalast gibt es ein Relief in Form eines Briefkastens. Es diente als Beschwerdekasten und hieß Bocca de leone (Löwenmaul).Der Briefkasten für Mitteilungen an den Rat der Zehn und wurde auch genutzt, um unliebsame Nachbarn zu denunzieren.

Der größte Saal Europas

Der große Saal reicht von der Lagune bis zum Innenhof und ist der größte Saal Europas. Gigantisch ist auch das Bild „Das Paradies“ von Jacopo Tintoretto an der hinteren Wand. Es handelt sich um das zweitgrößte Ölgemälde der Welt. Im Großen Saal trafen sich einst die etwa 1000 Mitglieder der Serenissima. Unter der Decke verläuft ein Bilderfries. Es sind die Porträts von 76 der etwa 120 Dogen. Nur ein Porträt ist schwarz übermalt – nämlich das von Marino Faliero.

Doge Marino Faliero

1355 wurde der 55. Doge, Marino Faliero, beschuldigt mehr als nur Doge sein zu wollen und einen Staatsstreich zu planen. Er wurde hingerichtet. Ob der 80-jährige Greis tatsächlich noch mehr Macht anstrebte ist unklar. Sämtliche Akten über den Prozess wurden vernichtet. Sein Porträt im Großen Saal ist seitdem geschwärzt.

Appartemento des Dogen

Im Gegensatz zu den überbordenden Dekorationen der Säle gibt sich die Wohnung des Dogen eher bescheiden. Sie spiegelt so auch wider, dass der Doge eher eine Repräsentationsfigur war und fast wie ein Gefangener im Palast gehalten wurde. Er durfte beispielsweise im Sommer nur in Ausnahmefälle die Lagunenstadt verlassen um sich in einer Sommerresidenz zu erholen.

Goldenes Buch als Eintrittskarte in  den Dogenpalast

Das Goldene Buch ist der Gotha von Venedig – sprich das Verzeichnis der altehrwürdigen Familien der Lagunenstadt. Ab dem 13. Jahrhundert wurden nur noch solche Mitglieder für die Räte Venedigs zugelassen, die im Goldenen Buch benannt waren.

Scala d´Oro (Goldene Treppe)

Über die goldene Treppe schritten einst nur Ratsherren und Staatsgäste. Sie führt zu den Amts- und Repräsentationsräumen. Sie sind reich mit Bildern venezianischer Maler geschmückt, darunter zahlreiche Gemälde von Jacopo Tintoretto wie in der Sala del Anticolegio. Die Werke von Paolo Veronese schmücken den Sala delle Collegio. Sehenswert ist zudem das Werk „Neptun huldigt Venezia“ von Tiepolo in der Sala delle Quattro Porte.

Porta della Carta

Durch die reichverzierte Porta della Carta im spätgotischen Stil kommen Besucher in den Hof des Dogenpalastes. Die venezianischen Baumeister Giovanni und Bartolomeo Bon schlossen zwischen 1438 und 1442 die Lücke zwischen Palast und Markusdom. Auf der Rückseite befindet sich im Innenhof der Arco Foscari, ein reich verzierter Turmbau.

Blei- und Waffenkammern

Unter dem Dach liegen die berüchtigten Bleikammern. Das sind sieben Räume, die als Gefängnis dienten. Im Sommer wurde es unter dem mit Blei gedeckten Dach unerträglich heiß. Der berühmteste Insasse war Giacomo Casanova (1725-1798). Im östlichen Flügel des Dogenpalastes befindet sich auch die Waffenkammer. Etwa 9000 Waffen von Messern über Schwertern, Beilen oder Hellebarden bis zu Gewehren und Munition lagerten in der Waffenkammer.

Seufzerbrücke

Die berühmte Seufzerbrücke verbindet den Dogenpalast mit dem neuen Gefängnis. Sie überspannt den etwa acht Meter breiten Rio di Palazzo. Die Brücke aus weißem Kalkstein entstand zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

Papageien-Taucher-Infos/-Tipp

Piazza San Marco, 1, 30124 Venezia; Telefon: +39 041 2715911; Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich 8.30-19 Uhr, November bis Februar täglich 8.30-17 Uhr (25. Dezember und 1. Januar geschlossen); Eintritt: 20 Euro, es gibt Ermäßigung für Kinder, Studenten und Senioren; Internet: palazzoducale.visitmuve.it

Tipp: Um lange Wartezeiten zu vermeiden, Tickets vorab im Internet buchen.

Wer mehr über die Geheimnisse des Dogenpalastes  erfahren will, sollte sich eine Führung durch die „geheimen Gänge“ des Palastes gönnen.

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