Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland zeigt ein Spektrum dessen, was wissenschaftliche Ausgräber so alles in der Erde fanden. Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 konzentriert sich dabei auf Funde der vergangenen 20 Jahre in Deutschland. Durch teils zufällige, aber auch gezielte Grabungen erfahren Archäologen mehr über das Leben in der Vorzeit vornehmlich in Europa. Die Funde reichen von Faustkeilen und Steinspitzen aus der Altsteinzeit vor 300000 Jahren über die Himmelsscheibe von Nebra bis zu den Funden vor dem Roten Rathaus, als beim U-Bahnbau 16 moderne Skulpturen zu Tage gefördert wurden, die während der Nazidiktatur offenbar als entartet entsorgt worden waren.
Die Himmelsscheibe von Nebra
Die Himmelscheibe von Nebra gehört zu den herausragenden Fundstücken, die diese Schau präsentiert. Die astronomische Darstellung des Himmels aus Bronze kam 1999 bei einer Raubgrabung ans Tageslicht. Die runde Bronzetafel ist etwa 4000 Jahre alt und zählt zu den frühesten Darstellungen des Himmels. Die UNESCO erhob sie 2013 zum Weltdokumentenerbe. Bis zum 5. November ist das Original noch in Berlin zu sehen, dann müssen sich Besucher mit einer genauso faszinieren Kopie begnügen. Das Original geht dann zurück ins Landesmuseum in Halle. Die Vitrine mit der Himmelscheibe ist von Besucher gut umlagert, so dass es zu Wartezeiten kommt.
Die Goldhüte aus Berlin
Nicht ganz so alt wie die Himmelsscheibe ist der Berliner Goldhut. Er ist einer von vier kegelförmigen Goldhüten, die normalerweise im Neuen Museum zu sehen sind. Die Kopfbedeckungen stammen aus der Bronzezeit und dienten vermutlich kultisch-religiösen Zwecken. In der Ausstellung steht die Vitrine mit den Goldhelmen neben der Vitrine mit der Himmelsscheibe.
Bronzehort vom Burgberg in Lebus
Der Schatz von Lebus stammt ebenfalls aus der Bronzezeit. Auf dem Burgberg von Lebus fanden Bauarbeiter 2003 das Depot mit 103 Beilen, 2 Ringen und einem Schwertfragment. Weiterhin gab es Keramikscherben, die darauf hindeuten, dass die Bronzewaffen in Tongefäßen aufbewahrt worden waren. Ein Teil der Beile strammen aus der Lausitz, andere aus dem Donauraum und dem Baltikum. Durch diesen Fund wissen die Archäologen nun, dass Lebus ein Knotenpunkt im weitverzweigten Handelsnetz Europas im 9. Jahrhundert war.
Goldfund aus Dieskau
Ebenfalls aus der frühen Bronzezeit stammt der Depotfund von Dieskau. Von ursprünglich 13 Fundstücken sind nur noch fünf erhalten: zwei Armbänder, ein Armring, eine Beilklinge und ein Ösenring. Der Armschmuck und die Beilklinge sind aus Gold. Es handelt sich damit um den größten Goldfund der mitteldeutschen Frühbronzezeit. Der Hort wurde bereits 1874 auf dem Rittergut Dieskau entdeckt. Damals wusste man den historischen Wert nicht zu schätzen. Offensichtlich wurde ein Teil des Goldschatzes verkauft oder eingeschmolzen. Einige Stücke erwarb das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte. Durch den Zweiten Weltkrieg gelangten die Teile ins Puschkin-Museum in St. Petersburg. Was im Gropiusbau zu sehen ist, sind Kopien der Originale.
Grab vom Boilstädt
Sehr interessant ist das Grab des Herren von Boilstädt. Das Grab eines Krieger aus dem 6. Jahrhundert wurde 2012 bei Straßenbauarbeiten entdeckt. Neben den Grabbeigaben fanden die Archäologen auch Reste von Siedlungsspuren wie Keramikscherben. Der Krieger wurde offenbar mit seinem Pferd bestattet, Das Skelett des Tieres wurde in der Nähe des Kriegergrabes gefunden. Per Videoinstallation wird in der Ausstellung gezeigt, wie der ursprüngliche Fundort aussah.
Fürstinnengrab bei Bettelbühl
In Baden-Württemberg legten Forscher in der Nähe eines frühkeltischen Gräberfeldes bei Bettelbühl 2010 ein reich ausgestattetes Frauengrab frei. Die Grabkammer enthielt zwei weibliche Skelette. Eine Frau trug viele Schmuckstücken, weshalb ihr die Archäologen den Namen Keltenfürstin gaben.
Weitverzweigte Handelsverbindungen
Die Funde aus der Erde zeigen auch, dass zwischen den verschiedenen Orten in Europa bereits in der Steinzeit weitverzweigt Handelsrouten existierten. Über diese Netze wurden nicht nur Waren ausgetauscht sondern auch Wissen und kulturelle Errungenschaften. Die Gründe für Wanderungsbewegungen waren vielfältig. Sorgten schlechte Ernten für das Weiterziehen von Menschen wie während der Völkerwanderung, waren es spätestens seit der Bronzezeit Kriege, die die Menschen vor sich her trieben.
Das Schlachtfeld von Tollensee – der erste große Krieg
Das Schlachtfeld vom Tollensetal ist ein erstes Beispiel für eine kriegerische Auseinandersetzung mit mehreren tausend Menschen in der Bronzezeit. Aber auch die imposante Kaimauer vom Kölner Hafen hat kriegerische Wurzeln. Die Römer machten Köln einst zu ihrer Hauptstadt in Germanien. Obwohl die Ausstellungsmacher keine Leistungsschau präsentieren wollten, erschließt sich der Zusammenhang nicht auf den ersten Blick. Dennoch ist es interessant zu sehen, was die Forscher in den vergangenen Jahrzehnten ausgegraben haben. Die Ausstellung „Bewegte Zeiten ist bis zum 6. Januar 2019 zu sehen.
Papageien-Taucher-Info/Tipp
Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin: Telefon: +49-30-254860; Öffnungszeiten: täglich außer Di 10-19 Uhr, 24., u. 31. Dezember geschlossen; Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro; Internet: berlinerfestspiele.de
Tipp: Karten am besten online vorbestellen
Anfahrt: U-Bahnlinie U2 bis Potsdamer Platz, U6 bis Kochstraße, S-Bahn S1, S2 und S25 bis Potsdamer Platz oder Anhalter Bahnhof, Buslinien M29 bis Anhalter Bahnhof, M41 bis bis Abgeordnetenhaus
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