Das St. Annen-Museum in Lübeck präsentiert eine in Deutschland einzigartige Sammlung mittelalterlicher Schnitzaltäre. Um einem 3D-Effekt zu erzielen sind diese Altäre nicht nur mit beeindruckenden Malereien ausgestattet sondern auch mit kunstvollen Schnitzereien. Die Ausstellungsräume befinden sich im einstigen Frauenkloster St. Annen. In der 1. Etage des Museums geht es profaner zu. Dort sind die Dinge des alltäglichen Lebens zu sehen.
Die Altarsammlung
Mit der Übernahme des Dom-Museum erwarb Lübeck eine reichhaltige Sammlung von Flügelaltären aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sie stammen größtenteils aus den Lübecker Kirchen. Dabei handelt sich zum einen Teil um Altäre, die bestimmte Zünfte für ihre Kirche anfertigen ließen. Bei einem weiteren Teil der Altäre handelt es sich um Werke, die im Auftrag reicher Kaufleute für die Familienkapelle entstanden sind.
Prachtstück: Der Memling-Altar
Der beeindruckendste Altar stammt aus Brügge. Der berühmte deutschstämmige Maler Hans Memling fertigte die Gemälde für dieses Prunkstück an. Das kostbare Stück gab einst die wohlhabende Lübecker Kaufmannsfamilie Greverade in Auftrag. Von 1504 an schmückte er die Familienkapelle im Lübecker Dom.
Der Grönauer Altar
Beim Grönauer Altar handelt es sich um den einzigen mittelalterlichen Hochaltar, der in Lübeck noch erhalten ist. Der Kern des Altars stammt aus Flandern. Dort hatten die Handwerke ein Verfahren entwickelt, um Altäre serienmäßig herzustellen. In Lübeck wurde der einflügelige Altar aus Flandern entsprechend der norddeutschen Tradition um ein weiteres Flügelpaar ergänzt. Der Altar war lange der Hauptaltar in der Aegidienkirche.
Figur zum Herausnehmen
Der Altar des Kranenkonvents weist eine Besonderheit auf: Die mittleren Tafel enthält eine Nische für eine Figur zum Herausnehmen. Ursprünglich stand dieser Altar im Beginenkonvent in der Nähe des Burgklosters.
Prachtvolle Salons der Lübecker Kaufleute
Im 1. Stock zeigt das Museum in 25 Räumen die bürgerliche Wohnkultur der Lübecker Kaufleute von der Renaissance bis zum Klassizismus. Besonders sehenswert ist die vollständig erhaltene Barockdiele. In den Schränken und Vitrinen stehen Fayencen und Meißner Porzellan. Ein Blick lohnt auch auf das Kinderspielzeug.
Lübecker Rats- und Kirchensilber
In einem gesonderten Teil ist der Lübecker Silberschatz zu sehen. Das ist insofern etwas besonderes, da viele Silberteile im 16. Jahrhundert konfisziert wurden. Der damalige Bürgermeister Jürgen Wullenwever finanzierte mit dem eingeschmolzenen Edelmetall den Krieg gegen die Niederlande. Vom einst umfangreichen Gold- und Silberhandwerk der Hansestadt Lübeck sind daher nur wenige Stücke erhalten geblieben.
Musikinstrumenten-Sammlung
Das Museum verfügt auch über eine Sammlung von Musikinstrumenten. Sie sind zum Teil in die Ausstellung integriert. Sehenswert ist der Spieltisch der Orgel des Lübecker Doms.
Das Museumsquartier St. Annen
Bereits 1915 zog das Museum in die Räume des Klosters. Mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen wird im Museumsquartier St. Annen nicht nur der vergangenen sondern auch der zeitgenössischen Kunst eine Bühne bereitet. So steht die kommende Ausstellung unter dem Motto „Die Kunst von Alice Teichert im Dialog mit dem Mittelalter.“
Vom Kloster zum Museum
Das St. Annenkloster entstand zwischen 1502 und 1515 im spätgotischen Stil. Im Frauenkloster der Augustiner lebten vor allem unverheiratete Lübeckerinnen. Bereits 1532 wurde das Kloster im Zuge der Reformation wieder geschlossen. Das Gebäude wurde dann bis zum Brand 1843 als Armenhaus und Gefängnis genutzt. Während das Kloster wiederaufgebaut wurde, bliebt die Kirche als Ruine stehen. 1915 zog schließlich das Museum in das ehemalige Kloster.
Papageien-Taucher-Info
St. Annen-Museum, St. Annen-Straße 15, 23552 Lübeck; Telefon: 0451-122-4137; Eintritt 7 Euro, Kinder und Jugendliche 2,50 Euro, Familienkarte 8/15 Euro; Öffnungszeiten: Di-So Januar bis März 11-17 Uhr, April bis Dezember 10-17 Uhr;
Internet: st-annen-museum.de/home
In der Nähe
- Lübecker Dom
- Krähenteich
- Aegidienkirche